Schwäbischer Träubleskuchen
Heute gibt es das Kuchenrezept meiner Oma als Gastbeitrag von meiner Mama, bei der es unter www.tischlein-schmueck-dich.de viele schöne Ideen und Objekte für Tisch und Tafel zu entdecken gibt. Neulich hat sie den Kuchen aus unseren Beeren gebacken und wir haben ihn zu einem gemütlichen Nachmittagskaffee gemeinsam im Garten genossen. Ich fand ihn so klasse, dass ich das Rezept unbedingt mit Euch teilen wollte.
Gastbeitrag von Tischleinschmückdich
Der Träubleskuchen – oder Johannisbeerkuchen, wie ihn der unschwäbische Rest der Republik nennt – ist seit Jahrzehnten bewährt und immer noch aktuell. Eigentlich sind die roten Johannisbeeren das Hassobjekt meiner Kindheit. Meine Mutter war eine leidenschaftliche Gärtnerin und hat alles, was nicht niet- und nagelfest war eingemacht, gedörrt, fermentiert, zu Saft und Marmelade verarbeitet. Zu ihrer vielfältigen Beeren-Plantage gehörten auch 12 große Johannisbeersträucher, deren Früchte leider immer während der großen Schulferien reif wurden.
Ohne Fleiß kein Preis
Es gehörte zu meinem Ferienjob, diese Büsche abzuernten. Für meine Mutter (Oma Irma) war die Arbeit erst erledigt, wenn alle Träuble gewaschen und entstielt in unzähligen Schüsseln in der Küche standen. Damals fand ich es grässlich – aber ich glaube, ich habe in der Zeit drei wichtige Dinge gelernt:
- Tu, was zu tun ist
- Fertig ist erst wenn fertig
- Manche Arbeit kann man nicht verschieben
Nun aber zum Rezept für den Träubleskuchen. Ihr könnt ihn aus frischen und tiefgekühlten Johannisbeeren backen, aber auch – wie meine Mutter es machte – aus eingekochten Beeren. In diesem Fall lasst Ihr den Saft gut ablaufen. Wenn Ihr ihn auffangt, ergibt er mit Mineralwasser gemischt ein leckeres Getränk. Den Saft auf keinen Fall zum Kuchen geben – das würde ihn matschig machen.
Zutaten
Für den Mürbteig
- 300 g Dinkelmehl
- 175 g Butter
- 50 g Zucker
- 2 Eigelb
- Abrieb von einer halben Bio-Zitrone
Zwischen Belag und Teig
- 1 Eigelb
- 2 Esslöffel Semmelbrösel
- 1 gehäufter Esslöffel feiner Rohrzucker
- 3 gehäufte Esslöffel gemahlene Mandeln
Belag
- 500 g frische Johannisbeeren
- 4 Eiweiß
- Einige Spritzer Zitronensaft
- 100 g Zucker
- 200 g gemahlene, ungeschälte Mandeln – sie dürfen gerne noch ein bisschen „stückig“ sein
- 1 Prise Salz
Anleitung
- Eine Quiche-Form (möglichst mit schrägem Rand) einfetten und ggf. bemehlen oder den Teig später auf Backpapier einlegen (siehe 3.)
- Backofen auf 180°C vorheizen
- Die Teigzutaten von Hand zu einem Mürbteig verkneten, zwischen 2 Backpapieren ca. 5 mm stark ausrollen und in die vorbereitete Form geben. Dabei den Rand gleichmäßig andrücken, so dass er überall gleich hoch ist.
- Ein Eigelb verquirlen und den Teig damit bestreichen. Semmelbrösel und Nüsse vermischen und auf dem Teig verteilen. Obenauf den Rohrzucker streuen – das ergibt eine schöne Trennschicht zur Füllung.
- Den Teig ca. 15-20 Min. vorbacken.
- Schlagt nun das Eiweiß mit einer Prise Salz, ein paar Spritzern Zitrone und dem Zucker richtig steif. Hebt nun die Johannisbeeren und Nüsse vorsichtig unter (z.B. mit einem Teigschaber). Auf keinen Fall stark rühren, da dadurch die luftige Eischneestruktur zerstört würde.
- Die fertige Füllung nun vorsichtig auf dem Kuchenboden verteilen und noch ca. 40 Min. weiterbacken. Bei frischen Beeren kann es auch gut 50 Min. dauern. Wenn Ihr mit zwei Fingern vorsichtig auf den Belag drückt und etwas Widerstand spürt, ist er fertig. Passt nur auf, dass Ihr Euch dabei nicht verbrennt.
- Löst den Kuchen – sobald er fertig gebacken ist – aus der Form. Gebt ihn vorsichtig auf ein Kuchengitter, hebt ihn an einer Seite leicht an und zieht das Backpapier heraus.
Der Kuchen würde auch am zweiten Tag noch sehr gut schmecken – wenn noch etwas da wäre. Ich nutze gerne Dinkelmehl, da es den Boden besonders nussig macht. Meine Mutter nahm für die Füllung übrigens immer Haselnüsse. Da jedoch immer mehr Menschen gegen Haselnüsse allergisch sind, weiche ich auf ungeschälte Mandeln aus. Das ist auch prima, wenn man Zucker reduzieren möchte, da Mandeln von Natur aus deutlich süßer schmecken. Den Kuchen könnt Ihr für Euch natürlich auch als veganes Rezept abwandeln.
Viel Spaß beim Backen!
Habt Ihr auch so einen Familienkuchen, wie den von unserer Oma Irma, der bei Euch zuhause schon seit Generationen gegessen wird?
Und wenn ja – würdet Ihr uns verraten welchen?
3 Comments
Margit
Du liebe Zeit…. 12 Johannisbeerbüsche!!!! Ich habe zwei große und die reichen mir schon. Die Generation unserer Mütter hat auch nicht eine Beere den Vögeln überlassen. Das ist auf jeden Fall meine Erfahrung.
Ich sehe das etwas entspannter. Ein Familienrezept gibt es bei uns auch für einen Mürbteigboden. Ich fand das immer sehr spannend, weil meine Oma dazu ein großes Brett verwendete und alles mit den Händen zusammen geknetet hat!
Viele Grüße von
Margit
Claudia
Hallo Margit, genau so war es. Und oft gab es noch Eingemachtes aus dem Vor-Vorjahr, weil nichts weggeworfen oder hängen gelassen wurde. – und Zuviel war für eine mittelgroße Familie. Und bei den Schwaben war das ja schon gar nicht möglich, „was denken denn die Nachbarn …“. Gut, dass wir heute entspannter damit umgehen.
Wie Caro, die Hauptstadtgärtnerin, uns immer wieder ins Bewusstsein ruft: Gärtnern soll man genießen, wenn es zur Last wird, sollte man das Konzept überdenken. Frohes Gärtnern!
Gerald
Hallo Caro,
Sommerferien und Johannisbeeren: Ein Kindheitstrauma. Meine Mutter hat die gepfückten Johannisbeeren immer auf Backblechen verteilt und tiefgefroren. Dann ließen sich die Stiele ohne großen Aufwand und Vorsicht leicht entfernen. Zumindest dieser mühsame Kelch ging als Kind/Jugendlicher an mir dann vorbei.
Heute habe ich selbst ein Beerenstrauch im Garten. Da ich aber scheinbar für gelungene Johannisbeer-Kuchen zu blöd bin, bin ich die letzten Jahre in lecker Likör-Produktion umgestiegen! Im Gegensatz zum Kuchen ist Likör wenigstens haltbar. Aber vielleicht ist es mit diesem Rezept mal wieder Zeit einen Back-Versuch zu wagen.
Viel Spaß neim weiteren Gärtnern.