
Floating University Berlin
Berlin hat seit ein paar Wochen eine schwimmende Universität. Entdeckt habe ich sie über eine Mitarbeiterin, die auf der Suche nach Samen für Wasserspinat war. Für die Übergabe des Saatguts lud sie mich auf die Baustelle der Floating University ein und nannte mir dafür einen Termin und eine Adresse.
Also machte ich mich auf und fand zwischen Tempelhofer Feld und Columbiadamm einen verwunschenen Ort, mit dem ich mitten in Berlin so nicht gerechnet hatte. Bei der U-Bahn-Station Südstern biegt Ihr auf eine Art Feldweg ein, passieret einige alte LKW und Oldtimer Wohnmobile, dann gelangt Ihre zu einem rostigen Eisentor. Von dort führt ein Steg auf ein Baugerüst.
Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt
Gemeinsam mit wechselnden Studentengruppen von verschiedenen internationalen Unis ist ein Team von Raumlabor Berlin gerade dabei, im ehemaligen Regenrückhaltebecken des Flughafen Tempelhof aus Gerüstteilen und Holz verschiedene schwimmende Gebäude zu erschaffen, die Immatrikulation, Küche, Vorlesungsauditorium und sogar einen Whirlpool beherbergen werden. Finanziert wird das Projekt hauptsächlich aus Mitteln der Bundeskulturstiftung.
Die Initiatoren haben eine Art alternative Summerschool ins Leben gerufen, bei der Studierenden aus über 20 verschiedenen internationalen Universitäten gemeinsam mit Professoren, Künstlern, lokalen Experten, Architekten, Musikern und Tänzern über die Stadt der Zukunft nachdenken. Die unterschiedlichen Studierenden haben die schwimmende Stadt bereits zu Ihrem Projekt gemacht.
Ein Nachmittag auf dem Campus der Floating University
Bei meinem Besuch hämmerten, sägten und schraubten kleine Grüppchen von Menschen an verschiedenen Projekten. Während eine Gruppe Beete aus Rauhspund zimmerte, entwarf eine andere Gruppe die spätere Bar und Küche.
Ich fragte mich etwas durch – schnell fand ich meine Kontaktperson Katherine Ball, eine Amerikanische Künstlerin, die mich bereitwillig herumführte und mir alles zeigte.
Neben der provisorischen Küche, in der sich Professoren, Studenten und Besucher verköstigen standen meterlange Regale mit Tomatensetzlingen. Mit Ihnen soll der Treppenturm am Eingang des Campus in eine Tomatenwolke verwandelt werden. Dafür haben die Initiatoren 40 verschiedene Tomatensorten gesammelt und ausgesät. Noch sind die Setzlinge winzig, aber sie werden sich sicher in den kommenden Wochen in einen grünen Dschungel verwandeln.
Einziges Hindernis: rechtzeitig die entsprechende Menge Bioerde für die gerade im Bau befindlichen Beete zu besorgen. Während meines Ortstermins waren viele Studenten vor Ort, die die Erde in die neuen Pflanzgefäße füllen sollten, allerdings stellte der Komposthändler eine Lieferung erst 10 Tage später in Aussicht. So ein Projekt lebt eben nicht nur von guten Ideen, sondern auch von ausgeklügelter Logistik. Auch das können die Studierenden hier in der Praxis lernen.
Am Fuß des Tomatenturms liegt der „japanische Pavillon“. Dort ist Platz für große und kleine Workshops. Hier befindet sich auch die Anmeldung, das Immatrikulationsbüro.
Vom Pavillon aus führen verschiedene Holzstege über den Teich, zu den eigentlichen Vorlesungsgebäuden und einem „Laborturm“. In diesem Teil der Uni baut ein Team um Katherine Ball ein „performatives Filtersystem“ das das Regenwasser aufbereiten soll. Vielleicht wird auch mein Wasserspinat Teil davon sein.
Floating University Open Weeks
Während drei öffentlicher Wochen im Mai, Juli und September, den so genannten Open Weeks, ist die Floating University auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Vom 10.5.-20.5. finden schon die ersten Tage mit öffentlichem Programm statt. Laut Programmheft geht es um „Visionen urbaner Praxis“. Der Titel ist bewusst locker gewählt, erläuterte mir Benjamin Foerster-Baldenius, künstlerischer Leiter des Projekts, da auch die Besucher selbst das Programm mitgestalten und Ihren eigenen Zugang zur Stadtentwicklung finden sollen. Dieser Ort neben dem Tempelhofer Feld, versteckt zwischen Kleingärten, ist dafür prädestiniert — denn sicher wären auch Immobilienentwickler ganz scharf auf dieses Kleinod.
Mit Voranmeldung könnt Ihr auch an Workshops, Vorträgen, Seminaren, Gesprächen, Konzerten und Performances teilnehmen. Dann könnt Ihr auch schauen, ob es mit der Erde und den Tomaten doch noch geklappt hat. Anmeldung unter info@floatinguniversity.org
Floating University Infos und Öffnungszeiten
Floating University Semester
9. April – 15. September 2018
Adresse
Lilienthalstraße, 10965 Berlin-Kreuzberg
Open Weeks — Floating University offen für alle
4. – 20. Mai 2018
29. Juni – 15. Juli 2018
31. August – 15. September 2018
Programm
Öffnungszeiten währen der Open Weeks
Montag geschlossen, außer Workshops mit Anmeldung
Dienstag – Freitag, 14 – 20 Uhr*
Samstag und Sonntag, 11 – 20 Uhr*
Touren werden samstags stündlich 15 – 17 Uhr oder nach Anmeldung angeboten.
Workshops mit vorheriger Anmeldung finden jeweils von 11 bis 17 Uhr statt*.
*Soweit nicht anders angegeben
Floating University Eintritt
Vorträge und Tagesveranstaltungen
Tageskarte: 5 | 3€ inkl. MwSt *
10-er Karte: 40 | 20€ inkl. MwSt *
Semesterticket: 100 | 50€ inkl. MwSt * oder mehr (Mäzenat_innenticket)
Floating University Workshops
Open Weeks Workshops: 40 | 20€ inkl. MwSt *
Workshops für Kinder und Jugendliche: 5 | 3€ inkl. MwSt *.
*Ermäßigungsberechtigt sind SchülerInnen, Studierende, RentnerInnen, Arbeitslose und ALG II-EmpfängerInnen, Schwerbehinderte und EmpfängerInnen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Ermäßigte Tickets erhalten sie gegen Vorlage eines entsprechenden Nachweises.


One Comment
Margit
Eine interessante Sache und bestimmt spannend!!!
Viele Grüße von
Margit