Pflanzenportrait Hamamelis Zaubernuss
Garten

Pflanzenportrait Hamamelis – die zauberhafte Nuss

Gastbeitrag von Barbara Gerlach | www.hortusvivendi.de

Barbara kommt aus einer Gärtner-Familie, ist selbst Gärtnermeisterin in der Nähe von Münster und sogar ihre Tochter Raphaela tritt nun in familiäre Fußstapfen und arbeitet seit einiger Zeit bei Stauden Gaißmayer. Auf www.hortusvivendi.de teilt Barbara ihr Fachwissen mit uns und Ihr findet dort auch Kontaktdaten, um z.B. eine Beratung bei ihr zu buchen. Barbara war eine meiner ersten Freundinnen bei Instagram (@hortusvivendi) und hat mich von Anfang an durch ihr enorme Wissen und ihre immer freundliche und hilfsbereite Art beeindruckt. Man kann sich mit ihr über besondere Pflanzen, spezielle Schnitt-Techniken, den besten Spaten, aber auch über Pflanzenkrankheiten angeregt und immer kurzweilig austauschen. 2017 haben wir uns dann beim Gartenbloggertreffen von Volmary auch real kennengelernt und sind dort eine Weile zusammen durch den Schaugarten spaziert. Eine inspirierende Begegnung, an die ich immer wieder gerne zurück denke.

Neulich habe ich bei einem Besuch auf dem Pflanzengroßmarkt in der Reste-Ecke eine Hamamelis-Pflanze aufgegabelt. Nachdem mir Barbara einige sehr gute Tipps zu Standort und Pflege gegeben hatte, dachte ich, es wäre doch großartig, wenn dieses Wissen nicht nur bei mir ankommt, sondern wir es auch hier auf dem Blog mit Euch teilen und habe sie daher gebeten, uns einen Gastartikel zu schreiben. Viel Freude beim Lesen!


Die Zaubernuss, botanisch Hamamelis, ist eins meiner Lieblingsgehölze. In jeder Jahreszeit ist es schön. Doch im Winter entwickelt es seine besondere Schönheit. Da zaubert die Zaubernuss die schönsten Blüten hervor, zu einer Zeit, in der es meistens grau und dunkel ist. Da zeigt sie, was sie kann – wochenlang Freude schenken.

Gehört die Hamamelis zu den Nüssen? Ein wenig Botanik…

Die Zaubernuss gehört nicht, wie man vielleicht vermutet, zu den Nussgewächsen, sondern in die Familie Hamamelidaceae, die Zaubernussgewächse. Dazu gehören z.B. noch Parrotia (Eisenholzbaum) und Liquidambar (Amberbaum). Interessant ist auch die Bedeutung des Namens. Bei uns wird sie Zaubernuss genannt. Zum einen, weil sie im Winter zarte Blüten hervorzaubert, die sogar dem Frost trotzen. Und zum anderen wurde in Japan aus den Ästen Wünschelruten gemacht.

Der botanische Name Hamamelis setzt sich zusammen aus Hama und Melon.  Hama bedeutet zusammen und Melon bedeutet fruchtend. Die Fruchtkapsel bleibt über einem Jahr an der Pflanze, so dass sie während der Blütezeit auch Samen trägt. Den schießt sie dann mit lautem Knall über 10 Meter weit in den Garten. So etwas ist sehr selten. Die Blütezeit liegt bei allen Gattungen, bis auf H. virginiana, in den Wintermonaten. Sie bildet fadenartige Blüten, sogenannte Petalen, in gelb, orange oder rot. Bei starkem Frost können sie sich zusammenrollen und sind so geschützt. Durch die kalte Witterung ist die Blütezeit sehr lang und da sonst nicht viel blüht, fallen die Gehölze sehr ins Auge – wenn sie denn den richtigen Platz haben. Im Herbst leuchtet das Laub in Gelb und Orange weit durch den Garten. Eine Augenweide!

Hamamelis Knospen
Herbstlaub der Hamamelis

Die Gattung Hamamelis umfasst 6 verschiedene Arten.

  • H. virginiana – östliches Nordamerika
  • H.vernalis -Besonderheit auf dem Ozark-Plateau, Nordamerika
  • H. ovalis – erst 2006 am Mississippi entdeckt
  • H. japonica -Japan
  • H. mollis – China
  • Hamamelis x intermedia – Hybride aus H. japonica und H. mollis

Ist die Hamamelis eine heimische Pflanze?

Nein, das ist sie nicht. Sie ist aus verschiedenen Ecken der Welt zu uns gekommen. Es war die spannende Zeit der Pflanzenjäger, die durch die ganze Welt reisten, immer auf der Suche nach neuen Pflanzen. So kam es, dass die verschiedenen Hamamelis Arten fast zeitgleich in Europa auftauchten.

Charles Maries, ein englischer Pflanzenjäger, brachte 1879 Hamamelis mollis aus China nach England und die pflanzensüchtigen Briten waren restlos begeistert. Schon 1860 brachte Phillip Franz von Siebold Hamamelis japonica mit nach Deutschland. Sie stammt aus den Bergwäldern Japans. Mitten im Winter gelbe, duftende Blüten und eine goldgelbe Herbstfärbung – etwas Vergleichbares gab es damals nicht. Aus diesen beiden Elternpflanzen entstand dann durch Kreuzung Hamamelis x intermedia mit ihren vielen Sorten. Das Farbspektrum reicht von gelb über orange bis hin zu rot. Hamamelis virginiana finden wir nicht häufig in Gärten. Carl von Linne hat sie 1753 das erste Mal erwähnt. Sie blüht im Herbst, wenn sie noch ihre Blätter hat. Da fallen die Blüten kaum auf. Trotzdem wird sie seit über 200 Jahren bei uns kultiviert. Sie wurde schon von den Indianern Nordamerikas als Heilpflanze benutzt. Und auch bei uns wird sie gegen Juckreiz und als Entzündungshemmer verwendet.

Kann ich die Zaubernuss selber vermehren?

Die Vermehrung von Hamamelis ist sehr aufwendig und schwierig. Das Saatgut keimt sehr schlecht und ist nicht sehr ergiebig. Deshalb werden die Pflanzen veredelt. Als Unterlage (die Wurzeln) wird H. virginiana genommen, da diese Art am besten wächst. Das Edelreis (ein kleiner Ast der erwünschten Sorte) wird durch Kopulation mit der Unterlage verbunden. Das ist Handarbeit und danach werden die kleinen Pflanzen sorgsam im Gewächshaus weiter kultiviert. Erst später kommen sie dann ins Freiland und werden aufgepflanzt. Die Zaubernuss wächst sehr langsam und es dauert einige Jahre bis sie in den Verkauf kommt. Deshalb sind die Pflanzen auch nicht billig. Aber es lohnt sich auf jeden Fall das Geld auszugeben.

Wächst sie überall?

An den Boden stellt sie einige Ansprüche. Nährstoffreichen, frischen, humosen Boden ohne Verdichtungen und Staunässe mag sie am liebsten. Dann ist sie auch robust und unempfindlich gegen Schädlinge. In Neubaugebieten, in denen ja leider selten eine vernünftige Bodenvorbereitung gemacht wird, tut sie sich sehr schwer. Sie wächst sowieso in den ersten drei Jahren nur wenig, aber bei schlechten Voraussetzungen hat man das Gefühl, das sie rückwärts wächst. Deshalb ist es sehr wichtig den Boden gut aufzubereiten, z.B. mit Kompost. Das Pflanzloch bitte groß genug machen, damit sie es in den ersten Jahren leicht hat zu wurzeln. Mindestens doppelt so breit und doppelt so tief wie der Pflanzballen ist. Ein Tipp: Je schlechter der Boden umso größer das Loch.

Zaubernuss im Garten pflanzen

Mein Lieblingsthema: die Verwendung im Garten

Die Hamamelis ist ein Gehölz, dass im Alter immer schöner wird.  Das ist am Anfang etwas schwer vorstellbar. Ohne Blüten sieht die Pflanze in jungen Jahren nicht besonders attraktiv aus. Einige wenige Äste gehen trichterförmig nach oben und besonders groß ist sie auch nicht. Es sei denn, man greift etwas tiefer in die Tasche und leistet sich ein Solitärgehölz. Da bekommt man schon eher eine Vorstellung vom Wuchs.

Wie finde ich jetzt den richtigen Platz für meine Zaubernuss?

Da sie in einer Jahreszeit blüht, in der wir nicht viel im Garten sind, empfiehlt sich ein Platz, den wir vom aus dem Haus heraus sehen können, z.B. vor dem Küchenfenster oder dem Wohnzimmer. Viele Sorten haben auch einen schönen Duft, da ist ein Plätzchen in der Nähe eines Weges auch nicht schlecht. Die Wirkung kann noch gesteigert werden durch den passenden Hintergrund. Eine rote Hamamelis, wie die Sorte „Diane“ fällt freistehend kaum auf. Vor einem hellen Haus sieht das schon anders aus. Gelbe Sorten, wie „Pallida“ oder „Arnold Promises“ wirken besonders schön vor einer dunkelgrünen Eibenhecke. Oder wie ist es mit einer orangefarbenen Sorte wie „Jelena“ vor einer dunklen Wand? Falls es keinen geeigneten Hintergrund gibt, empfehle ich gelbe Sorten. Die haben die stärkste Leuchtkraft.

Wie viel Platz braucht die Zaubernuss?

Der Platzbedarf ist mit entscheidend darüber, ob sich die Pflanze im Garten etabliert und lange Jahre Freude schenken kann. Sie möchte solitär stehen, d.h. alleine für sich und nicht eingeklemmt zwischen anderen Gehölzen oder zwischen Haus und Hecke. Die Äste sollten sich möglichst ohne Kontakt zu anderen Pflanzen entwickeln können. Es wäre schön, wenn im Abstand von 2-3 Meter zur Zaubernuss, keine Gehölze stehen, die höher als die Hamamelis sind. Nur so bekommt sie ihren arttypischen, malerischen Wuchs. Sie kann recht alt werden, 60 Jahre sind durchaus möglich. Dann kann sie eine Höhe von 4 Metern eine Breite von 3 Metern erreichen. So groß wird sie aber wirklich erst nach 60 Jahren. Das sollte jetzt niemanden davon abhalten sich eine Hamamelis zu kaufen, denn es gibt auch Sorten, die kleiner bleiben.

Da sie einen trichterförmigen Wuchs hat, lässt sie sich gut unterpflanzen. Dabei sollten es aber keine konkurrenzstarken Bodendecker sein. Gute Partner sind Stauden, wie z.B. Waldsteinia ternata, Vinca minor, Heuchera. Spannend sieht auch Ophiophogon nigrescens (schwarzer Schlangenbart) aus. Das ist ein toller Kontrast. Dazu würden auch noch kleine Frühjahrsblüher passen.

Kann ich die Hamamelis auch schneiden?

Das ist ein Thema für sich. Hier und da mal im Winter ein Ästchen für die Vase abschneiden ist okay. Wenn das Gehölz größer wird, sie vielleicht doch zu dicht am Weg steht und mir die Äste ins Auge pieken, dann geht natürlich Sicherheit vor. Aber bitte nicht einfach stumpf anschneiden, sondern immer an einem ableitenden Ast schneiden. So dass keine Kleiderhaken entstehen.

Sie zurückzustutzen, rund zu schneiden, klein zu halten ist ein no-go! Das wäre wirklich schade um die schöne Pflanze. Wenn ich sie oben immer abschneide wird sie unten breiter. Steht sie am falschen Ort mit zu wenig Platz, lässt sie sich aber kreativ schneiden. Das heißt, ich schaue mir den Wuchs genau an, schneide sie vielleicht unten frei und lass sie nach oben wachsen. Meistens ist oben nämlich genug Platz. Das lässt sich aber immer nur vor Ort nach den jeweiligen Gegebenheiten entscheiden. Deshalb ist es so wichtig, sich vorher genügend Gedanken über die Zaubernuss und ihre Ansprüche zu machen. Genauso wie bei allen anderen Gehölzen und Bäumen auch. Für mich ist die Hamamelis ein sehr wertvolles Gehölz. Obwohl sie so früh blüht, wird sie auch schon von den ersten Bienen und Schwebfliegen besucht, je nach den Temperaturen. In einer oft grauen Jahreszeit schenkt sie uns fröhliche, duftende Blüten und zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Und auch wenn jetzt keine Pflanzzeit ist: Der Herbst kommt schneller als wir denken. Jetzt ist die Zeit, in der wir den Garten in seiner Üppigkeit beurteilen können – vielleicht findet sich ja noch ein geeignetes Plätzchen für diese wunderschöne Gehölz.

Bilder: Barbara Gerlach und Baumschule Helmers, Westerstede

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One Comment

  • Margit

    Ich bin ein großer Fan der Zaubernuss und habe eine orange-blühende ‘Aphrodite’ in meinem Garten. Ich achte immer darauf, dass es auch in der kalten Jahreszeit etwas zu sehen gibt. Mein Winterschneeball z. B. hat letzten Winter von November bis Februar durchgeblüht.
    Viele Grüße von
    Margit

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