Bausatz für ein Meßgerät zum messen von Feinstaub mit integriertem Feinstaubsensor
DIY

Auf Du und Du mit NodeMCU oder: “Wie baue ich ein Feinstaubmessgerät?”

Feinstaub ist ja gerade in aller Munde (und leider auch in unser aller Lungen) und das Thema könnte auf Grund des Abgas-Skandals natürlich kaum aktueller sein. Dass ich mich prinzipiell für die Verbindung von Natur/Umwelt und Technik/Digitalisierung interessiere, ist Dir – falls Du öfter bei mir vorbei schaust – wahrscheinlich eh schon klar.

Nachdem wir wirklich mitten in Berlin wohnen, und es in der Umgebung unserer Wohnung viele stark befahrene Straßen gibt, frage ich mich schon länger, wie gut unsere Berliner Luft wohl so ist. Vor einer Weile wurde ich dann auf eine Gruppe von Elektronik-Bastlern im schönen Stuttgart aufmerksam. Sie kamen vor geraumer Zeit auf die Idee, Feinstaubdaten per Open Data zu sammeln und in einer Deutschlandkarte festzuhalten.

Landkarte von Luftdaten.info mit Daten zur Luftverschmutzung durch Feinstaubpartikel in Deutschland

Wofür braucht man eine Feinstaub-Landkarte?

Offizielle Messstationen für Feinstaub sind relativ rar und in Deutschland auch nicht flächendeckend vorhanden. Da wollten die Jungs vom OK-Lab in Stuttgart gerne Abhilfe schaffen und haben daher eine Anleitung ins Netz gestellt, wie man sich selbst einen Feinstaubsensor bauen und die gemessenen Daten in die Landkarte einspeisen kann. Wenn genug Leute mitmachen und ein Feinstaub Messgerät bauen, erhält man theoretisch eine Übersicht über die aktuelle Luftverschmutzung an jedem Ort in Deutschland – in Echtzeit. Mit diesen Daten kann wiederum auf die Politik eingewirkt werden, Regelungen und Gesetze so weit zu verbessern, dass wir langfristig alle frische Luft atmen können.

Wokshop zum bau eines Feinstaub Sensors auf der republica

Ich war von der Idee sehr angetan und wollte im Mai gerne einen Feinstaubsensor-Workshop auf der re:publica besuchen. Leider hatte ich auf dem Hinweg etwas getrödelt, und alle Plätze waren schon belegt, als ich ankam. Der Workshopleiter machte mir aber Mut und verwies mich auf diese Anleitung im Netz.

Wo bekommt man die Bauteile für den Feinstaubsensor?

Obwohl ich mich schon für einigermaßen technisch interessiert halte, hab ich erst mal nicht alles verstanden, der erste Schritt war aber dass man sich bei Ali Express in China die Teile bestellen sollte. Und alle EINZELN, da es dann keinen Versand kostest. Aha, verkehrte Welt oder was? Schon der Besuch der Website war eine echte “Experience”, da sie sehr “frei” übersetzt ist und ich bei den Bauteilen, die ich bestellte ja auch nicht wusste, wie sie aussehen sollen und ob das überhaupt die richtigen waren. Aber siehe da, nach und nach trudelten die verschiedensten wattierten Umschläge bei mir ein und irgendwann war die Lieferung tatsächlich komplett!

Die Teile für ein Feinstaub Messgerät inklusive Sensor kann man bei Ali Express bestellen.

Wie baue ich das Feinstaub-Messgerät zusammen?

An einem der vielen verregneten Samstage dieses Sommers machte ich mich nun also ans Werk und schaute mir den ganzen Kram mal in Ruhe an, verband Stecker und Kabel, lud mir ein Arduino Programm auf meinen Mac und gab Codezeilen im Terminal ein. Ich habe mich (glaube ich) ganz ok angestellt und mich auch redlich bemüht, aber das Ding einfach nicht zum Laufen gebracht. Wie frustrierend! Ich legte es also Abends irgendwann zur Seite und vertagte die Sache…

Feinstaubsensor mit angeschlossenem NodeMCU

Wer kann mir beim Elektronik basteln helfen?

…ich dachte immer wieder an den Sensor, hatte aber wenig Hoffnung, es noch alleine hinzukriegen. Neulich stolperte ich dann über ein meetup zum Thema IoT  (Internet of Things: also “normale Dinge” durch die Kombination mit einem Elektronikbauteil smarter machen, damit man z.B. eine gewöhnliche Lampe über das Handy steuern kann) Bei diesem meetup im fablab Berlin sollte ein ganzer Abend dem Basteln eines Feinstaubsensors gewidmet werden! Ich war begeistert und meldete mich an. Da es so viele spannende Termine und Veranstaltungen zum Thema Garten, Umwelt und Digitalisierung gibt, sammle ich was mir so über den Weg läuft in meiner Terminvorschau für Berlin und Umgebung. Schau mal rein, wenn Du magst…

 

Fab Lab Berlin. Hier bekommst du Hilfe, wenn Du ein Feinstaub-Meßgerät selber bauen möchtest.

Internet of Things meetup

Gestern war endlich das IoT meetup und ich fuhr also mit meinen ganzen Bauteilen zum fablab. Ich war spät dran und vieles war schon gesagt worden, aber ich war die einzige Teilnehmerin, die schon einen Bausatz und ein konkretes Problem dabei hatte. Ansgar vom fablab Berlin bot an, sich meinen Sensor und meinen Mini-Computer anzusehen und nach einiger Zeit stellten wir fest, dass in meinem Chip (NodeMCU heißt der, falls das wen interessiert) tatsächlich das W-LAN Modul kaputt war. Da wäre ich im Leben nicht alleine drauf gekommen! Ein anderer Workshop-Mentor hatte glücklicherweise einen NodeMCU übrig, den er mir netterweise verkauft hat und es konnte also weitergehen. Firmware aufspielen, Kabel verbinden und Sensor testen. Juhuuuu, es funktionierte. Wir haben dann noch die Kabel fest verlötet und ich bin glücklich nach Hause gestapft.

Hier löten wir die Kabel fest für den Sensor mit dem man Luftverschmutzung selber messen kann.

Ich messe Feinstaub

Hier habe ich eben noch den Sensor in unser W-LAN eingebunden (war auf einmal ganz einfach!) und auf dem Balkon installiert (endlich gibt es eine sinnvolle Verwendung für die vorhandene Außensteckdose!) Jetzt lasse ich den Sensor 24 Stunden laufen und hier könnt Ihr meine Feinstaub Messwerte sehen. Wenn alles klar geht, binde ich den Sensor noch ins Netz von Luftdaten.info ein. Wenn das soweit ist, aktualisiere ich diesen Artikel nochmal und Ihr könnt alle in Echtzeit gucken, wie hier bei uns die Luft so ist.

Ganz herzlichen Dank nochmal an die Jungs vom fablab. Das war sehr lehrreich und hat super Spaß gemacht. Wir haben auch schon eine tolle Idee für ein gemeinsames Natur-Technik-Bastelprojekt. Ich werde berichten!

Du willst jetzt auch einen Feinstaub Sensor bauen?

Wenn Du schon mal mit Elektronik gebastelt hast, dann ist es (solange nicht wie bei mir ein Bauteil kaputt ist) auf jeden Fall machbar. Folge einfach der Anleitung vom OK-Lab in Stuttgart. Wenn Dir die Beschreibung zu kompliziert erscheint, dann such Dir einen Makerspace in Deiner Nähe und frage dort nach Hilfe. Ich war überrascht, wo es mittlerweile überall solche Orte gibt. Ich würde mich super freuen von Euch und Euren Feinstaub-Messgeräten zu hören!

 


 Hintergrundwissen zum Thema Feinstaub

Was ist eigentlich Feinstaub?

Unter Feinstaub versteht man kleinste Partikel, die durch Emissionen aus Fahrzeugen, Kraftwerken und Heizungen, aber auch durch das Umschichten von staubigem Material, Erosion und dem Entstehen von Ammoniak in der Landwirtschaft entstehen. Es wird zwischen Partikeln unterschiedlicher Größe unterschieden (diese kannst Du auch in der Feinstaub-Kurve meines Sensors sehen), wobei  PM 10 größer ist und “nur” bis in die Nasenhöhle vordringt, während die kleineren PM 2,5 Partikel bis in die Bronchien und Lungenbläschen vordringen können. Je nach Größe sind daher die gesundheitlichen Risiken unterschiedlich. Eine starke, längerfristige Feinstaubbelastung kann zu Reizungen der Schleimhaut, aber auch zu Entzündungen in der Luftröhre und den Bronchien führen.

Gesetzliche Feinstaub Grenzwerte

Um unsere Gesundheit zu schützen, wurden im Jahr 2005 europaweit Grenzwerte für Feinstaub festgelegt. Der Tagesgrenzwert für die Partikel PM 10 beträgt eigentlich 50 µg/m3. Dieser darf jährlich maximal 35 x überschritten werden. Der zulässige Jahresmittelwert beträgt 40 µg/m3. Für die noch kleineren Partikel PM 2,5 gilt seit Januar 2015 eine Obergrenze von 25 µg/m3 im Jahresmittel und ab 2020 ist ein Grenzwert von 20 µg/m3 geplant.

Mit diesem Artikel nehme ich an der nachhaltigen Blogparty von Alttrifftneu teil.

 

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5 Comments

  • Wiebke MIsfeldt

    Super 🙂 wird nachgebaut und dann kann mein Mann mal nachmessen wie die Belastung am Kieler Hafen ist. Die Stadt hat ja kaum Geräte… sind ja so teuer.
    Danke
    Wiebke Misfeldt

  • Sigrun

    Total interessant,was du da berichtest…und natürlich much more sophisticated als mein profaner Staudenhalter.
    Die Gefahren durch Feinstaub für unsere Gesundheit sind schon seit Jahren bekannt, Und gemessen wird er auch seit Jahren. Jetzt gibt es also noch ein paar Messwerte mehr,weil die Bürger anfangen selbst zu messen. Mir fällt dazu eine flapsige Anmerkung einer Kollegin ein,als unsere Schüler ständig an irgendwelchen Leistungsmessumgen (PISA) teilnehmen mussten, die dann ständig mit unserer Hilfe evaluiert wurden…”Ein Schwein wird nicht allein vom Wiegen fett.” 😉

    • Hauptstadtgaertnerin

      Liebe Sigrun,
      erst mal: das mit den Schülern verstehe ich und ich halte auch wenig davon, Menschen über einen Kamm zu bürsten und in irgendwelche Normen einzufügen!
      Den Feinstaub würde ich anders bewerten: Unser Balkon ist, wenn man eine Weile nicht saugt oder wischt meist mit einem grauen Film überzogen und das gibt mir einfach immer wieder zu denken. Besonders, im Hinblick auf die A100 in deren Einzugsgebiet wir irgendwann wohnen werden. In Berlin gibt es (nagel mich bitte nicht auf die genaue Zahl fest) nur ungefähr 10 “offizielle” Mess-Stationen und die Leute von Luftdaten.info haben das Portal gegründet, um ein flächendeckendes Netz an Messpunkten zu schaffen, mit deren Werten man politisch nochmal anders argumentieren kann. Auch finde ich es super spannend, diese für den Laien erst mal schwer verständlichen Daten zu visualisieren. By the way: mein Sensor war heute schon 2x über dem Grenzwert von 50 µg/m3. Dieses Ergebnis hatte ich zwar auch vorher schon geahnt, aber nun weiß ich eben, dass ich es mir nicht nur einbilde…
      Liebe Grüße, Caro

  • Sigrun

    Hallo Caro, eben…du weißt es eigentlich,dass du in einer feinstaubbelasteten Gegend wohnst. Jetzt hast du also auch Messwerte. Konsequenz?Man wird dir empfehlen in den hochbelasteten Zeiten die Fenster geschlossen zu halten…Das kenne ich schon als Konsequenz zum Ozonproblem in den Achtziger/Neunziger Jahren…Sportunterricht bitte nur in der Halle..
    Im übrigen finde ich es absolut spannend, selbst messen zu können, und würde das auch gerne machen,.aber dazu fehlt mir elektronisches Verständnis
    Was folgt allerdings dann
    auf das dem permanente Messen? .Wir wissen auch aus den PISA Evaluationen in der Schule, wo die Schwachstellen sind ,I Sind diese durch Leistungsmessung in Berliner Schule besser geworden? Denk mal an die Mathematik….die Ergebnisse sind unverändert schlecht bei Berliner Schülern.Mathelehrer wüssten,was zu ändern ist. Geschieht nur nicht.
    Um auf Feinstaub zurückzukommen.. ..auch wenn es nur 10 Messstellen gibt, kennt man die besonders betroffenen Ecken…Silbersteinstraße beispielsweise. ..das einzige,was geschehen ist im Jahr 2000…man hat die Geschwindigkeit auf 30 km beschränkt.
    Aber gut…die Hoffnung stirbt zuletzt.
    LG
    Sigrun .

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