Alles was Du wissen musst, wenn Du einen Schrebergarten kaufen möchtest, mit kostenloser Checkliste
Schrebergarten

Checkliste für den Schrebergarten-Kauf

Unsere Entscheidung für den Hauptstadtgarten war vor allem emotional. Äpfli gesehen, hin und weg gewesen, Argumente oder Bedenken ausgeblendet. Wie das eben so ist bei der Liebe auf den ersten Blick. Unser Garten hat tatsächlich ein paar große Vorteile, aber auch einige Macken. Falls Ihr Eure Gartenwahl etwas rationaler angehen möchtet, habe ich hier eine Checkliste für Euch zusammengestellt.

Wie ist der Garten erreichbar?

  • Wenn Ihr Gemüse anbauen möchtet, sollte der Garten nicht zu weit vom Wohnort, der Arbeitsstelle und/oder der Schule der Kinder entfernt sein, da Ihr mindestens 2 x pro Woche nach dem Rechten sehen solltet.
  • Gibt es eine gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Das ist wichtig, wenn Ihr, wie wir kein Auto habt.
  • Gibt es eine gute Parkmöglichkeit? Die braucht Ihr natürlich nur, wenn Ihr ein Auto habt und damit zum Garten fahren möchtet.

Wie sind die (direkten) Nachbarn?

  • Es lohnt sich durchaus, mal links und rechts der Parzelle “hallo” zu sagen und einen Eindruck von den potenziellen Nachbarn zu bekommen. Ihr habt mit Ihnen später wahrscheinlich schon recht regelmäßig Kontakt.
  • Auch ein Besuch einer Sprechstunde beim Vorstand, im Vereinsheim oder bei einem Sommerfest kann sich lohnen, um rauszufinden, wie die Kolonie so “tickt”. Jede Kleingartenanlage hat Ihre Eigenheiten und ungeschriebenen Gesetze, von der Ihr Euch vorab schon ein Bild machen könnt.

Welche Infrastruktur ist vorhanden?

Was man für einen Garten braucht, ist natürlich individuell verschieden. Ich möchte einige Optionen hier aufzählen, damit Ihr sie vor dem Kauf nach Eurem Geschmack abwägen könnt. Einige Dinge sind einfach sehr aufwändig und teuer, wenn Ihr sie später nachrüsten möchtet. Haben wir ausprobiert, siehe Stromanschluss.

  • Gibt es Wasser? (Stadtwasseranschluss, Brunnenwasser oder zumindest die Möglichkeit, Regenwasser zu sammeln.)
  • Gibt es Strom? (Braucht Ihr nicht zwingend, aber ohne Strom gibt es z.B. kein Kühlschrank oder nur einen mit Gasbetrieb.)
  • Gibt es eine Abwassergrube und wenn ja, wie lange ist diese noch zugelassen? Stichwort Dichtigkeitsprüfung! (Wir haben keine Grube. Das ist für uns auch ok, aber dadurch gibt es eben auch kein Spül-WC.)
  • Gibt es eine Toilette? (In welcher Form auch immer. Wir haben eine Komposttoilette, über die berichte ich bei Gelegenheit mal.)

Ist die Laube über 24 qm und wenn ja, was bedeutet das?

Eigentlich dürfen Lauben im Schrebergarten max. 24 qm groß sein. Viele ältere Häuschen sind aber (zumindest hier in Berlin) deutlich größer. Je nach Stadt, Verband und bestehendem Bestandsschutz kann das im schlimmsten Fall bedeuten, dass Ihr mit der Übernahme die zu große Laube abreißen oder zumindest teilweise zurückbauen muss. Das kann sehr teuer werden, daher erkundigt Euch vorab genau.

In welchen Zustand ist das Gebäude?

Ist die Laube feucht, wenn ja, warum? Kann man heizen (falls Euch das wichtig ist)? Ist der Geruch in der Laube ok, oder riecht es muffig? Gibt es Ungeziefer? Ist das Dach dicht? All das könnt Ihr durch eine aufmerksame Besichtigung prüfen.

Sind in der Anlage Baumaßnahmen geplant?

Unsere Kolonie ist glücklicherweise im Besitz der Bezirksverbandes (also nicht städtisch), allerdings gehören die Straße, Stromleitungen und Wasserleitung dadurch dem Verein. Die gesamte Infrastruktur ist relativ alt und muss in den nächsten Jahren auf Kosten der Pächter erneuert werden.

Ist das Gebiet längerfristig für Kleingartennutzung gesichert?

Gerade in Berlin sind Freiflächen umkämpft und einige Kleingärten werden langfristig zu Gunsten von Infrastruktur- und Wohnbebauung umgewandelt. Dem Kleingartenentwicklungsplan kann man entnehmen, wie abgesichert das Bestehen der Anlage für die nächsten Jahre ist. Vergleichbare Dokumente gibt es sicher auch für andere Städte, also macht Euch dazu am besten vorab kundig.

Gefällt mir der Garten prinzipiell so wie er ist oder muss man ganz viel ändern?

Zum Gärtnern im Schrebergarten gehört auch das Verändern und Anpassen für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Durch Umgestaltung könnt Ihr den Garten in Besitz nehmen. Seid Euch nur der damit verbundenen Arbeit und Kosten bewusst.

Wie hoch sind die Gesamtkosten?

Wie hoch ist de Ablösesumme für Laube und Pflanzen und wie hoch ist die jährliche Pacht? Oft kommen zur Pacht auch noch erhebliche Nebenkosten dazu. Wasser, Strom Müllabfuhr, Straßenreinigung etc. Es macht also Sinn sich diese vor Abschluss des Vertrages einmal geben zu lassen, um die Schrebergarten Kosten abzuschätzen.

Wie ist die Umgebung?

Sind große Straßen, Bahngleise oder Strommasten in der Nähe und werdet Ihr durch diese irgendwie beeinträchtigt? Wenn Ihr es zeitlich einrichten könnt, dann fahrt am besten auch mal Abends vorbei.

Wie ist die Sonneneinstrahlung?

Sonnenstand, Himmelsrichtungen, Licht und Schatten. All das beeinflusst die Aufenthaltsqualität und vor allem auch eure Anbaumöglichkeiten für Obst und Gemüse.

Wo ist das Vereinsheim und wie aktiv wird das genutzt?

Unser Garten liegt vor dem Vereinsheim, in dem bisher relativ wenig Betrieb ist – die Beeinträchtigung hält sich also in Grenzen. Würde dort jedoch jedes Wochenende eine Feier stattfinden, würde mich das schon stören, während jemand anderes sich vielleicht freuen würde, dass immer was los ist.

Natürlich gibt es keinen Garten, der nur Vorteile hat, und Menschen haben auch ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Aber wie bei der Wohnungssuche ist es sinnvoll, sich vorher klar zu machen, was einem wichtig ist. Ich hoffe, ich kann mit diesem Artikel potenziellen Schrebergartenkäufern  einen ersten Leitfaden an die Hand geben. Falls ich noch was vergessen habe oder Ihr noch eine Idee dazu habt, freue ich mich über Eure Kommentare!


Hier findest Du alle Artikel aus der Rubrik Schrebergarten auf einen Blick.

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7 Comments

  • Björn Hanssen

    Hallo Carolin,
    ich kann deine Ausführungen nur unterstützen und jedem potentiellen Gartenfreund nur raten diese Dinge zu beachten und zu durchdenken. Die kleinen Dinge sind oft entscheidend. Wenn man z.B. denkt “ach, der Nachbar war etwas komisch, aber das bekommen wir schon hin” kann damit echt auf die Nase fallen.
    Andererseits haben auch wir die Entscheidung aus dem Bauch heraus gefällt … müssen jetzt mit der viel befahrenen Straße in direkter Nähe leben. Bereut haben wir es aber trotzdem nicht …

    Beste Grüße
    Björn

    • Hauptstadtgaertnerin

      Danke Björn!
      Ich hab das hauptsächlich aufgeschrieben, weil wir uns vorab NULL Gedanken gemacht hatten und das vielleicht aber sinnvoll gewesen wäre 😉
      Schöne Ostern und bis bald!
      Caro

  • Jasmina Sauron

    Hallo liebe Carolin.
    Auch ich kann das alles so unterschreiben. Ich muss aber ebenfalls zugeben dass ich mich bei meinem Garten auf ein echtes Wagnis eingelassen habe. Aber ich wusste was auf mich zukommen kann, habe mir den worst case ausgemalt und mir überlegt ob ich mich damit arrangieren kann. Ich denke wer einmal einen Garten von Grund auf umgestaltet hat weiß dass es sich lohnen kann. Es ist halt nichts was man eben Mal an nem Wochenende erledigt und damit ist es dann gut. Ist zwar auch mein erster eigener Garten aber ich habe mir vorher schon lange Gedanken darüber gemacht. Ich wollte ursprünglich was größeres aufziehen aber dazu fehlen die finanziellen Mittel. Bei der Planung habe damals aber zum Beispiel mit Voraussetzungen wie einem nicht erschlossen Grundstück experimentiert und mich über nötig Maßnahmen informiert falls ich doch Mal Wasser und Strom haben möchte. Es gibt immer Alternativen man muss nur dranbleiben. Da ich den Garten lange bewirtschaften möchte bin ich bereit die notwendigen Änderungen vorzunehmen damit alles so wird wie ich es mit vorstelle.

    • Hauptstadtgaertnerin

      Liebe Jasmina!
      Ja genau! Wenn man sich klar drüber ist, auf was man sich einlässt, dann kann das ja auch einen riesen Spaß machen. Ich dachte, die Liste (die man sicher auch noch ergänzen könnte) ist für Leute, die sich neu mit dem Thema beschäftigen ein ganz guter Leitfaden um sich ins Thema reinzudenken. Ich geh gleich mal auf Deinem Blog gucken! Liebe Grüße, Caro

  • Julia

    Hallo liebe Carolin,
    ich habe heute deinen Blog entdeckt und kann gar nicht mehr aufhören zu lesen…dabei muss ich dringend ins Bett!
    Super spannend und wahnsinnig schöne Fotos! Toll!
    Werde morgen weiterlesen. Ich freu mich schon! 🙂

    Liebe Grüße aus Rostock
    Julia

    …und sag’ mal, wo sind eigentlich diese schönen Stühle her? Ich will die auch!

    • Hauptstadtgaertnerin

      Liebe Julia,
      wie süß ist das denn bitte? Vielen Dank für die liebe Rückmeldung!
      Die Stühle habe ich vor einigen Jahren mal über Kleinanzeigen gekauft, es gibt aber gerade immer mal ähnliche Modelle.
      Letztes Jahr gab es eine tolle Ratten Kollektion bei IKEA – und auch bei so Portalen wie Westwing o.ä. taucht sowas immer mal auf.
      Ich versuche, in nächster Zeit mal was dazu zusammenzustellen 🙂
      Herzliche grüne Grüße,
      Caro

  • Bix

    Hallo und danke für den tollen Einblick! Ich habe seit einigen Jahren einen Pachtgarten (Erholungsgrundstück) in Brandenburg ohne viele Regeln aber leider in sehr einfacher Ausstattung. Nun hadere ich mit der Übernahme eines Kleingartens südlich von Berlin. Er erfüllt alle Kriterien (leider nur ziemlich teuer), aber die ganzen Vereinsregeln schrecken mich doch sehr ab. Du schreibst man sollte 2xpro Woche nach dem Rechten sehen. Das werde ich niemals schaffen. Im Sommer würde ich am Wochenende dort sein und manchmal eben auch nicht. Artet das dann womöglich im Stress (bei mir, Nachbarn/Verein) aus? Ich möchte einfach nur ein Stückchen Grün für meine Tochter. LG, B

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